"JUGENDARBEIT LANGFRISTIG STĂ„RKEN" ERNSTHAFT?

Leserbrief: Lasst die Jukufa in Ruhe – Eine Liebeserklärung an die kulturelle Vielfalt und den gesunden Menschenverstand

Datum: 20.12.2024

Als frisch zugezogene Wahl-Brandenburgerin, die seit einigen Jahren regelmäßig künstlerisch in Ihrer Stadt tätig ist, mache ich mir heute mal die Mühe, ein paar Worte zu Papier zu bringen. Warum? Weil ich besorgt bin. Besorgt um die kulturelle Vielfalt in einer Stadt, die eigentlich so viel Potenzial hat. Besorgt um die Zukunft der Jugendkulturfabrik (Jukufa), dieses lebendige Herzstück der Jugend- und Kulturarbeit in Brandenburg. Ich selbst habe meine Laufbahn als Theaterregisseurin und Liedermacherin in einem soziokulturellen Zentrum begonnen. Solche Orte sind nicht nur Rückzugs- oder Partyräume, sie sind Startbahnen: … 
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… fĂĽr Ideen, Projekte und manchmal sogar Lebensläufe. Seit drei Jahren unterstĂĽtzt die Jukufa mich und meine Kollegen bei unserem Balkontheater der WBG in HohenstĂĽcken mit Technik und Gastro. Ohne sie hätte die Nachbarschaft dort oben deutlich weniger zu lachen.

Und jetzt lese und höre ich von Diskussionen über die Zukunft der Jukufa? Ernsthaft? Ich finde in Zeiten, in denen alles knapp wird, sollte eine Stadt ihre kulturellen Juwelen unterstützen, nicht attackieren.

Die Jugend braucht diesen Ort – nicht nur, um kreativ zu sein, sondern um überhaupt eine Perspektive zu haben. Wo sollen sie sonst hin? Netflix-Binge-Watching und Shisha-Bar kann keine langfristige Lebensstrategie sein. Die Jukufa gibt Jugendlichen Raum zum Wachsen und Lernen in Gemeinschaft. Das sollten wir uns leisten können.

Keiner macht es wie die Jukufa.
Zeigt mir eine andere Institution in der Stadt, die Konzerte, Lesungen, Chorsingen, Kunstworkshops, Sozialarbeit und niedrigschwellige Jugendarbeit unter einem Dach vereint. Spoiler: Gibt’s nicht. Wer glaubt, das könne irgendein anderer Träger oder gar eine Behörde auffangen, hat noch nie versucht, mit einem Amtsformular ein Konzert zu organisieren.

Ich finde: Wer die Jukufa angreift, spart an der falschen Stelle.
Die Arbeit der Jukufa ist Prävention: Sie bewahrt Jugendliche vor Isolation, Orientierungslosigkeit und ideologischen Einflüssen, die wir nicht beim Namen nennen wollen. Mal ehrlich: Es ist günstiger, in Jugendkultur zu investieren, als später die sozialen Schäden zu reparieren. Oder wollt ihr es auf teure Therapeuten und gelangweilte Beamte abwälzen?

Die Jukufa macht Brandenburg sexy.
Klingt provokant, ist aber wahr. Ihre Veranstaltungen locken nicht nur junge Menschen aus der Region, sondern auch Besucher von weiter weg an. Das ist gut fürs Stadtimage und – Überraschung! – auch für die lokale Wirtschaft. Klar, Brandenburg hat Charme, aber ohne Jukufa? Da bleiben wir kulturell auf dem Trockenen.

Die Jukufa ist ein Versprechen.
Die Jugend will Räume, keine Hindernisse. Will Perspektiven, keine Verwaltungsakte. Eine Stadt, die ihre Jugendkulturfabrik schwächt, schwächt sich selbst. Wer in die Jugend investiert, investiert in die Zukunft. Klingt kitschig, stimmt aber. Also, auf geht’s!

Idee:
Lasst doch die Jukufa einfach machen, wofür sie da ist: Junge Menschen stärken, kulturelle Vielfalt fördern, Brücken bauen. Statt zu überlegen, wie man sie schwächen könnte, überlegt mal, wie man sie besser unterstützen kann.

Setzt doch ein Zeichen: Erklärt die Jukufa zur unverzichtbaren Institution dieser Stadt. Stärkt sie, fördert sie und – vor allem – lasst sie in Ruhe arbeiten. Brandenburg an der Havel braucht die Jukufa. Und wenn ich das als Neuankömmling schon erkenne, solltet ihr das erst recht können.

Mit hoffnungsvollen GrĂĽĂźen,
Alexandra Wilke
Theaterregisseurin, Liedermacherin und Fan der Jukufa

Der Beschlussantrag der AfD wurde fĂĽrs Erste zurĂĽckgezogen und ist somit kein Thema der Stadtverordnetenversammlung (SVV) am 18.12.2024, soll aber im Januar Punkt der Tagesordnung in der SVV sein.

Wer wichtige und notwendige Unterstützung in Form von Präsenz leisten möchte, sollte unbedingt am 29.01.2025 den öffentlichen Teil der SVV besuchen.

Offener Brief: Rettet das Haus der Offiziere (HdO): Kulturelle Vielfalt und Popularmusik in Gefahr

Datum: 17.12.2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir leben in einer Zeit voller Krisen, Kriege und gesellschaftlicher Spannungen. Hinzu kommen knappe Kassen, Sinnfragen und eine Informationsflut, die kaum noch auf Wahrhaftigkeit geprĂĽft werden kann.

Da kommen wir Menschen schnell auf den Gedanken, dass einiges entbehrlich ist und denken nicht daran, was passiert, wenn es tatsächlich verloren geht. Soziokulturelle Zentren und Kultur- und Musikspielstätten sind Strukturen, die seit Jahrzehnten die kulturelle Landschaft Brandenburgs prägen. Sie sind der Nährboden und die Heimat fĂĽr Bands, Musiker*innen, Darsteller*innen, fĂĽr Kreative aller Couleur – vom Laien bis zum Profi. Sie sind Anker kultureller Vielfalt, begrĂĽnden Traditionen, entwickeln diese weiter und schaffen Identität. FĂĽr Jung und Alt!

Die verantwortlichen Akteur*innen sind nicht nur (Lebens-)Künstler*innen, sondern auch Kunst- und Kulturschaffende – vor allem aber Ermöglicher*innen. Sie sind Arbeitgebende, Ausbilder*innen, Begleiter*innen, Sozialarbeiter*innen, Manager*innen, Verwaltungsfachleute, Handwerker*innen, Kassenwarte, Sicherheitsfachkräfte, Hausmeister*innen, Lokal- und Regionalpolitiker*innen und vieles mehr. Häufig vereint in einer Person – denn zum einen bleibt ihnen meist keine andere Wahl, zum anderen sind es Herzblut und Leidenschaft, die sie antreiben.

Soziokulturelle Akteur*innen sind zweifellos Leistungsträger*innen unserer Gesellschaft. Sie sind in der Lage, mit Mangel umzugehen, können improvisieren, übernehmen Verantwortung sowohl für sich selbst als auch für andere und sind die Garanten für eine Kultur, die von Niedrigschwelligkeit, Realitätsnähe und Fairness gegenüber Besuchenden, Gästen und Nutzenden geprägt ist.

Dadurch wird die Soziokultur – oft in Verbindung mit Popularmusik – zur wohl attraktivsten und besucherstärksten Kulturform in Brandenburg.

In der Praxis bedeutet das, dass Dutzende, Hunderte und manchmal sogar noch mehr Veranstaltungen pro Jahr stattfinden – und dass die Einrichtungen zu Zeiten geöffnet sind, die für die Mitarbeitenden oft eine Herausforderung für ihre eigene „Work-Life-Balance“ darstellen. Sie arbeiten zu Konditionen, die durchaus als prekär bezeichnet werden können. Dass sie diese umfangreichen Angebote bei meist sehr geringer öffentlicher Förderung realisieren, liegt nicht nur an einer selbstausbeuterischen Einstellung, sondern auch daran, dass Beschäftigte und ehrenamtlich Aktive in der Soziokultur gelernt haben, hohe Eigenanteile zu erwirtschaften.

Nur so war es bislang möglich, die beschriebene Qualität und Quantität zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

Das bedeutet im Ergebnis: Soziokulturelle Einrichtungen und Strukturen – und die Soziokultur selbst – sind die wohl effektivste Kulturform, wenn der Einsatz finanzieller und anderer Ressourcen ins Verhältnis zur Angebotsvielfalt, gesellschaftlichen Relevanz und Veranstaltungsquantität gesetzt wird.

Vor diesem Hintergrund möchten wir daher eindringlich davor warnen, soziokulturelle Strukturen weiter zu schwächen oder sie durch Einschränkungen und fehlende Förderung zum Aufgeben zu zwingen. Besonders problematisch ist dies, wenn politisches Kalkül eine Rolle spielt, das Fakten ignoriert und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt entgegenwirkt.

Deshalb möchten wir uns ausdrücklich gegen die Bestrebungen stellen, das Haus der Offiziere (HdO) Brandenburg in seiner Existenz zu gefährden oder durch bürokratische Vorgaben dafür zu sorgen, dass die Arbeit der Macher*innen erschwert wird. Denn damit würden letztlich Steuergelder an der falschen Stelle eingesetzt oder sogar verschwendet.
Im Gegenteil: Sorgen Sie als politisch Verantwortliche dafür, dass eine nachhaltige soziokulturelle Landschaft in Brandenburg entsteht, die ohne prekäre Arbeitsverhältnisse auskommt. Und die Möglichkeiten und Perspektiven bietet, die auch als Standortfaktoren für die regionale Wirtschaftsentwicklung dienen können.


Quelle: ImPuls Brandenburg e.V.

HdO-Finanzen: Kontroverse um AfD-Antrag zur ĂśberprĂĽfung der Jugendkulturfabrik

Datum: 11.12.2024

In der Stadt ist eine Debatte um die Zukunft der Finanzierung des Hauses der Offiziere (HdO) entbrannt. Ein Antrag der AfD-Fraktion vom 21. November zur ĂśberprĂĽfung der Förderung des Jugendkulturzentrums hat fĂĽr diese Aufregung gesorgt. Die AfD fordert eine Neubewertung der institutionellen Förderung des HdO und schlägt eine Umstellung auf aufgabenbezogene Finanzierung vor. Axel Brösicke, Fraktionsvorsitzender der AfD, begrĂĽndet den Antrag mit der angespannten Haushaltslage der Stadt: „Die Haushaltslage der Stadt Brandenburg ist prekär und wir stehen perspektivisch wieder vor einem Haushaltssicherungskonzept. Insofern ist es aus unserer Sicht richtig und wichtig, auch in der Jugendarbeit, Ressourcen zu bĂĽndeln, um hier langfristig keine Abstriche machen zu mĂĽssen.“

Andreas Walz, Leiter des HdO, sieht den Antrag kritisch und befĂĽrchtet negative Auswirkungen auf die Vielfalt der Jugendarbeit. Er warnt vor mehr BĂĽrokratie und weniger Ressourcen fĂĽr die eigentliche Jugendarbeit. Walz erklärt: „Ein Problem fĂĽr mich im Antrag ist das Wort ‚Synchronisierung der Jugendarbeit‘, es gibt verschiedene Träger in der Stadt – Stichwort Vielfalt. Wir kämpfen weiter dafĂĽr, dass wir ein vielfältiges Angebot fĂĽr die Jugendlichen haben, das individuell zu den BedĂĽrfnissen passt. Wenn die AfD uns jetzt mit anderen Träger vergleichen will und feststellt, dass es bereits ähnliche Angebote gibt, dann könnten sie uns die pauschale Förderung entziehen. Sie wollen unser Angebot mit anderen Angeboten in der Stadt synchronisieren, das heiĂźt gleich stellen, das geht aber nicht. Den kein Angebot gleicht dem anderen – zwischen den Zeilen steht da fĂĽr uns also ganz klar: die Vielfalt geht verloren und das wollen wir nicht zulassen.“

Brösicke betont hingegen: „Eine Vielfalt an Angeboten bleibt auch gegeben, wenn eventuelle Mehrfachangebote kanalisiert werden. Gerade das HdO bietet genĂĽgend Angebote, die ein Alleinstellungsmerkmal haben.“

Die AfD sieht die bisherige institutionelle Förderung kritisch. Brösicke erklärt: „Die institutionelle Förderung hat sich aus unserer Sicht nicht bewährt und birgt die Gefahr einer Querfinanzierung. Treffen von extremistischen Klimaklebern, Auftritte von linksextremen Bands wie Feine Sahne Fischfilet oder das Drucken von Fuck-AfD-Stickern oder Aufklebern, die der extremistischen Hammerbande huldigen kann und darf nicht Aufgabe des Steuerzahlers sein.“

Antonia Liebsch, eine junge Brandenburgerin, betont derweil in einem Leserbrief die Bedeutung des HdO für die persönliche Entwicklung vieler Jugendlicher und die Jugendkultur in der Stadt. Sie und ihre Freundinnen äußern Besorgnis über den AfD-Antrag und hoffen auf breite Unterstützung für das Jugendkulturzentrum. Sven Albrecht kritisiert in seinem Leserbrief den AfD-Antrag als ideologisch motivierten Angriff auf die Werte der Vielfalt und Offenheit des HdO, indem er die Doppelzüngigkeit der Partei hervorhebt, die Einsparungen beim Jugendkulturzentrum fordert, während sie gleichzeitig für den Erhalt aller Kindertagesstätten eintritt.

Da aus Besucherkreisen öffentlich entsprechende Ängste formuliert werden, dass der eingereichte Vorschlag als Abwicklungs-Antrag für das Haus zu verstehen ist, stellte Meetingpoint die klare Frage an die AfD: Wird es das Haus der Offiziere auch in fünf Jahren noch in der Stadt als Jugendhaus geben?
Trotz der Kontroverse betont Brösicke die Bedeutung des Hauses: „Das HdO ist ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Jugendarbeit in Brandenburg an der Havel. Insofern hoffe ich, dass es das HdO nicht nur in 5 sondern auch in 10 oder 15 Jahren noch geben wird.“

Der Antrag wurde vorerst zurückgezogen und soll im Januar gemeinsam mit dem Jugendförderplan und dem Haushalt beraten werden.

Autorin: Antonia WĂĽnschmann

Leserbrief: Für vielfältige Jugendarbeit - Keine Förderungskürzungen bei der Jugendkulturfabrik (HdO)!

Datum: 30.11.2024

Die AfD hat einen Beschlussantrag eingereicht, worin sie die Förderungen für den Jugendkulturfabrik e.V. – auch bekannt als Haus der Offiziere (HdO) – hinterfragt und prüfen will. Was zunächst unscheinbar klingt, hat in uns große Angst und Wut ausgelöst. Wir sind Antonia, Franka und Leoni, junge Brandenburgerinnen zwischen 22 und 25 Jahren. Wir haben uns durch das HdO kennengelernt, sind mittlerweile im Verein aktiv und engagieren uns selbst für vielfältige Jugendarbeit in Brandenburg an der Havel. Die Existenz des HdO ist für uns ein wichtiger Grund, weshalb wir uns in der Stadt wohlfühlen, hierbleiben und an der Gestaltung der Jugendarbeit aktiv teilhaben wollen.

Antonia: Ich bin mit 18 Jahren nach Brandenburg gezogen und habe hier nach Orientierung gesucht. Im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres hat mir das HdO den Raum gegeben, mich auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Hier finde ich Angebote, mit denen ich mich identifizieren kann und eine Gemeinschaft, in der ich Verantwortung ĂĽbernehme.

Franka: Das HdO ist für mich ein Rückzugsort, an dem ich mich mit anderen austauschen kann und mich dabei gehört und sicher fühle. Nach meiner Schulzeit bin ich nach Brandenburg gezogen und habe hier eine völlig neue Welt mit Musik und Kultur kennengelernt. Ich habe erfahren, wie ich mich selbst für etwas einsetzen kann und was mir wichtig ist. Wegen des HdO habe ich in Brandenburg ein Zuhause gefunden und möchte auch in Zukunft hier leben.

Leoni: Wie bei vielen anderen Jugendlichen unserer Stadt waren die ersten Jahre meines jungen Erwachsenenlebens von Corona-Beschränkungen geprägt. Auch während meiner Studiumszeit fehlte mir der soziale Austausch mit anderen Jugendlichen, was mich dazu veranlasste, mich für einen Minijob im HdO zu bewerben. Ich wusste, hier würde ich die Gemeinschaft finden, nach der ich gesucht hatte. Fast zwei Jahre später bin ich stolz, ein Teil des Teams zu sein, welches den Jugendlichen aus Brandenburg Kulturerlebnisse möglich macht.

Die Jugendarbeit richtet sich laut Gesetz an junge Menschen bis 27 Jahre. Diese Altersspanne muss auch durch die Jugendarbeit der Stadt abgedeckt werden. Das HdO bietet ein abwechslungsreiches Programm speziell für diese Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, was so in Brandenburg einzigartig ist. Dazu zählen z. B. Mitmachprojekte wie die Jamsession und die Bike Box, Poetry Slams und Lesungen, Partys und Konzerte verschiedener Musikrichtungen sowie ein regelmäßiger, sozialer Treffpunkt.

Doch die Vielfältigkeit der Jugendkulturfabrik scheint der AfD nicht in ihre Ideologie zu passen. Mit dem Beschluss stellt die AfD die Finanzierung in Frage, auf die das HdO angewiesen ist, um Veranstaltungen und Angebote umzusetzen und anzubieten. Warum soll ausgerechnet die Jugendarbeit, die bereits in prekärer Lage ist, Einsparungen unterliegen? Warum das HdO, welches das Zusammenleben in der Stadt seit über 20 Jahren prägt?

Am vergangenen Donnerstag, den 21. November 2024 haben wir für die Jugendkulturfabrik an der Jugendsprechstunde des Oberbürgermeisters teilgenommen. Dabei ging es um die Bedeutung der Jugendeinrichtungen in Brandenburg. Auch Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU) betonte die Relevanz der Jugendkulturfabrik und sprach sich für den Fortbestand aus. Uns freut es, dass sich Herr Scheller hinter das HdO stellt. Umso mehr hat uns wenige Tage später der Antrag der AfD erschrocken und entsetzt. Wir hoffen auf die Unterstützung aller Parteien, diesen Beschluss abzuwenden. Wir wünschen uns, dass die Zukunft der Jugendkulturfabrik gesichert ist und dass solche hinterlistigen Beschlüsse der AfD keine Stimmen in der Stadtverordnetenversammlung bekommen.

Für ein vielfältiges Brandenburg!

Autor*innen: Antonia Liebsch, Franka Märtens, Leoni Fernau

Leserbrief: Ein Scheingefecht um den Haushalt – AfD gegen Jugendkulturfabrik

  • Datum: 27.11.2024

    Die AfD startet mal wieder einen Angriff auf den Jugendkulturfabrik e.V., in der Stadt auch als HDO oder Haus der Offiziere bekannt. Diesmal ganz perfide als Sparmaßnahme getarnt. Wer die Beschlussvorlage 327/2024 liest, erkennt schnell: Hier geht es nicht um seriöse Haushaltsführung, sondern um politische Ideologie. Nur die Jugendkulturfabrik soll auf den Prüfstand? Alle anderen Jugendeinrichtungen bleiben außen vor? Das riecht nicht nach Sparsamkeit, sondern nach gezielter Demontage.

    Das Argument der „angespannten Haushaltslage“ wirkt wie ein schlechter Witz, wenn man bedenkt, dass dieselbe Partei vehement für den Erhalt aller Kindertagesstätten eintritt. Dort spielt Geld offenbar keine Rolle, obwohl es nach meinem Wissen der größte Punkt im städtischen Haushalt ist. Warum also hier? Vielleicht, weil die Jugendkulturfabrik für Vielfalt und Offenheit steht – Werte, die der AfD ein Dorn im Auge sind.

    Es geht der AfD nicht um Jugendförderung, sondern um Machtdemonstration. Man will die Jugendkulturfabrik diskreditieren und beschneiden, koste es, was es wolle. Diese Doppelzüngigkeit sollten wir nicht hinnehmen. Die Vielfalt unserer Jugendangebote ist genauso wichtig wie die frühkindliche Bildung in den Kindertagesstätten – und genau dieses vielfältige Angebot scheint der AfD nich zu passen.

    Hoffentlich durchschaut die Stadt diesen polemischen Angriff auf eine wertvolle Institution.

    Autor:  Sven Albrecht

    Unsere Einordnung

    Datum: 23.11.2024

    Unter der nicht einmal dürftig die eigentliche Absicht verschleiernden Überschrift Jugendarbeit langfristig stärken versucht die AfD, dem HdO an den Karren zu fahren. Schon wieder. So sieht es aus, wenn gewählte Vertreter ihre Macht „nutzen“ und versuchen, ihre Agenda durchzudrücken, in der keinen Platz hat, wer oder was ihnen politisch nicht passt. Das HdO ist dabei nur der Anfang.

    Im Antrag wird gewünscht, dass „die Stadtverwaltung, die Notwendigkeit der weiteren institutionellen Förderung des Jugendkulturfabrik Brandenburg e. V. bewertet“. Soweit, so banal, könnte man meinen.
    Weiter heißt es, „sofern dies bejaht wird, sind die mit der Zielvereinbarung vom 29.01.2018 abgestimmten Aufgaben hinsichtlich Umfang und Notwendigkeit zu bestimmen und zu begründen. Diese sind mit anderen Angeboten in der Stadt zu synchronisieren.“
    Synchronisierung bedeutet das (zeitliche) Aufeinanderabstimmen von Vorgängen, Inhalten oder Abläufen. Im Grunde ist das in Brandenburg an der Havel bereits der Fall: Die Zielgruppe der Jugendkulturfabrik/des HdO sind nicht Kinder, sondern ältere Jugendliche (als Jugendliche/r und junger Mensch gilt man übrigens gesetzlich festgelegt bis zum Alter von 27 Jahren-SGB VIII) mit naturgemäß anderen Interessen als denen, die man vielleicht mit 9, 12 oder 14 Jahren hat und damit auch mit einem anderen Freizeitverhalten. Die Angebote in der Stadt sind bereits so angelegt, dass sie eben NICHT dasselbe anbieten, sondern plurale Angebote in einer vielfältigen Trägerlandschaft vorhalten. Wir empfehlen hierzu das Studium des jetzt vorliegenden Jugendförderplans der Stadt Brandenburg. Eine Gleichschaltung der Jugendarbeit ist jedenfalls nicht das Ziel.

    Ggf. ist eine neue Vereinbarung zu schließen. Die hierbei zu vereinbarenden Ziele sind ausführlich zu begründen. Hierbei soll insbesondere geprüft werden, ob die Tätigkeiten ausschließlich und allein der Jugendarbeit dienen und welchen Sinn und Zweck diese verfolgen. Guten Morgen! Die Jugendkulturfabrik hat das Wort KULTUR nicht umsonst im Namen – es ging im HdO nie um reine Jugend(sozial)arbeit, sondern schwerpunktmäßig immer auch um Jugendkultur bzw. die verschiedenen Jugendkulturen. Daran hat sich nichts geändert und wird sich auch in Zukunft hoffentlich nichts ändern müssen. Der Proberaum, die Konzerte mit Newcomer- Bands aus der Stadt und der Umgebung, Theaterproben und -aufführungen, die Jam Session, die Volxküche, die Schülerparties (Abiturienten veranstalten selbst und erwirtschaften sich so das Geld zur Gestaltung ihres Abiballs), der City Cruise, der offene Jugendbereich mit Kicker und Tischtennis sind eben nicht Hausaufgabenhilfe, kreative Nachmittagsbeschäftigung oder Sport, aber dennoch ein wichtiger Teil der Jugendkultur in Brandenburg an der Havel, auf den die Stadt, deren jugendkulturelles Angebot laut Umfragen ohnehin schon seit Jahren zu wünschen übrig lässt, keinesfalls verzichten sollte. Kultur- und Jugendarbeit sind im HdO nicht zu trennen, sondern sind praktizierte Synergie. Das wurde durch die Stadt nach intensiver Prüfung anerkannt.

    Es muss geprüft werden, ob nicht vergleichbare Angebote in der Stadt vorhanden sind und ebenso bereits gefördert werden. Das muss nicht geprüft werden – obwohl sehr wünschenswert, gibt es leider keine vergleichbaren Angebote in der Stadt und selbst die AfD, die sich hier dumm stellt, weiß das, denn es gab nicht nur in den letzten Jahren ausreichend Gelegenheit, den Sachbericht der Jugendkulturfabrik/des HdO, der die jährliche Arbeit abbildet, zu lesen, was z.B. Herr Brösicke bekanntermaßen auch getan hat.

    Sofern ein Fortbestand bejaht wird, soll künftig keine pauschale Förderung mehr erfolgen. Warum nicht? Was wird denn hier unterstellt? Die Jugendkulturfabrik/das HdO bekommt eine städtische Förderung, finanziert sich aber seit 24 Jahren durch den Veranstaltungsbetrieb konstant in jedem Jahr zu mindestens 50% selbst (die unzähligen Stunden, die von den Vereinsmitgliedern ehrenamtlich geleistet werden, um das abwechslungsreiche Angebot zu stemmen, sind hier noch nicht einmal eingerechnet), bietet eine große Vielfalt an Veranstaltungen und (Freizeit)Angeboten und überdies Raum für andere Initiativen und Projekte. Damit ist die Jukufa/das HdO gemessen am Verhältnis von städtischen Fördermitteln zur im HdO geleisteten Arbeit wahrscheinlich eine der preisgünstigsten Einrichtungen in der Stadt. Im Übrigen ignoriert diese Forderung der AfD auch den jahrelangen Aushandlungsprozess zwischen der Jugendkulturfabrik und der Stadt, der von der Projektförderung zur institutionellen Förderung führte. Alle wollen und sollen Bürokratie abbauen, die AfD will das Gegenteil! Denn genau das bedeutet diese Forderung. Massiv erhöhter Bearbeitungsaufwand (ohne Sinn), der in Mehrkosten bei der Stadt mündet. Sowohl der Zuschussbedarf, als auch die Kosten innerhalb der Verwaltung steigen dadurch. Geld, das am Ende keiner Jugendarbeit zur Verfügung steht.

    Wie alle anderen Jugendhilfeträger sollen Aufgaben übertragen werden, die dann ohne institutionelle Förderung den selben Regularien der Finanzierung unterliegen wie bei allen anderen Trägern.
    Die finanzielle Förderung der Jugendkulturfabrik/des HdO durch die Stadt war und ist selbstverständlich immer schon streng reguliert. Was sonst? Brandenburg ist schließlich nicht Kleinmachnow und hat nichts zu verschenken.
    Wozu also diese zwanghafte Gleichmacherei? Das HdO unterscheidet sich in Bezug auf das Angebot maßgeblich von den anderen Trägern und das sollte sich nicht ändern, denn es spricht eine ganz andere, ältere Zielgruppe an. Glücklicherweise haben wir u.a. mit dem KiJu, dem Café Contact, dem Club am Trauerberg sehr engagierte Träger mit vielfältigen und wertvollen Angeboten für Kinder und Teenager in Brandenburg an der Havel. Dies muss aber auch für ältere Jugendliche gelten. Schon deshalb sollte das HdO kein (weiteres) Haus werden, das nachmittags offen ist, aber abends und am Wochenende geschlossen hat, also genau zu der Zeit, zu der ältere Schüler, Auszubildende oder Studierende sich treffen wollen, Musik machen, Kickern, Kochen, Theaterspielen, etc.

    Begründung: Um die Jugendarbeit in der Stadt, auch vor dem Hintergrund einer sich immer mehr verschärfenden Haushaltslage, langfristig zu sichern und auszubauen ist es geboten, die bisherige Praxis einer Prüfung zu unterziehen. Das Einsparpotential, das hier durch eine Beschneidung der Jugendkulturfabrik/des HdO in Aussicht gestellt wird, wird die Jugendarbeit in der Stadt keinesfalls langfristig sichern und schon gar nicht dazu beitragen, dass sie ausgebaut werden kann. Wie viele andere Angebote können denn die Förderung durch Eigenmittel verdoppeln?

    Eine institutionelle Förderung ist in dieser Lage nicht mehr zeitgemäß.
    Steile These… Mit der institutionellen Förderung wird die Arbeit der Jugendkulturfabrik mit einem festen Betrag von nicht einmal 50% der tatsächlichen Kosten gefördert, alles andere erwirtschaftet die Jukufa/das HdO seit der Eröffnung im Jahr 2000 selbst. Die Stadt spart also seit mittlerweile 24 Jahren jedes Jahr mindestens 50% dessen ein, was der Betrieb des HdO mit all seinen Angeboten wirklich kostet. Und das ist also nicht zeitgemäß? Auch im Sinne des Bürokratieabbaus wäre die Forderung nach mehr Anwendung dieser Förderpraxis richtig. Nur so kommen die knappen Ressourcen bei der Jugendarbeit an.

    Vielmehr müssen Angebote synchronisiert und finanzielle Ressourcen punktgenau und bedarfsgerecht finanziert werden. Wieder die leidige Synchronisierung, diesmal mit Formulierungshülse im Gepäck. Man muss finanzielle Ressourcen finanzieren? Sei´s drum – die Jugendkulturfabrik/das HdO wurde, wie bereits ausgeführt, noch nie bedarfsgerecht finanziert, denn das hätte die Fördersumme deutlich ansteigen lassen. Dieser Träger kann bis heute weder ausreichend Personal anstellen noch das vorhandene Personal nach Tarif bezahlen, weil das knappe Geld in Inhalte investiert wird.

    Um langfristig auch die finanziellen Mittel seitens der Stadt zu erhöhen ist es ebenso geboten sicherzustellen, das (sic!) diese Mittel ausschließlich der Jugendarbeit und Jugendförderung dienen. Nur so ist sichergestellt, das (sic!) es in der Stadt auch zukünftig eine breite Palette von Angeboten für Kinder und Jugendliche gibt.
    Was auch immer die AfD genau als förderungswürdige Jugendarbeit versteht, lässt sich nur erahnen, aber ein wichtiger Beitrag zur breiten Palette von Angeboten für Jugendliche wird eben auch durch die Arbeit der Jugendkulturfabrik im HdO geleistet und das sollte sich nicht ändern. Um diese Arbeit langfristig zu sichern, wurde als ein Baustein die institutionelle Förderung durch die Stadt Brandenburg gewählt und zwar mit einer großen Mehrheit aus allen Parteien.

    Beschlussantrag AFD an die Stadtverordnetenversammlung

    Betreff: Jugendarbeit langfristig stärken
    Datum: 21.11.2024

    Beschlussvorschlag:
    Die Stadtverwaltung wird beauftragt, die Notwendigkeit der weiteren institutionellen Förderung des Jugendkulturfabrik Brandenburg e. V. zu bewerten. Sofern dies bejaht wird, sind die mit der Zielvereinbarung vom 29.01.2018 abgestimmten Aufgaben hinsichtlich Umfang und Notwendigkeit zu bestimmen und zu begründen. Diese sind mit anderen Angeboten in der Stadt zu synchronisieren. Ggf. ist eine neue Vereinbarung zu schließen. Die hierbei zu vereinbarenden Ziele sind ausführlich zu begründen. Hierbei soll insbesondere geprüft werden, ob die Tätigkeiten ausschließlich und allein der Jugendarbeit dienen und welchen Sinn und Zweck diese verfolgen. Es muss geprüft werden, ob nicht vergleichbare Angebote in der Stadt vorhanden sind und ebenso bereits gefördert werden. Sofern ein Fortbestand bejaht wird, soll künftig keine pauschale Förderung mehr erfolgen. Wie alle anderen Jugendhilfeträger sollen Aufgaben übertragen werden, die dann ohne institutionelle Förderung den selben Regularien der Finanzierung unterliegen wie bei allen anderen Trägern.

    BegrĂĽndung:
    Um die Jugendarbeit in der Stadt, auch vor dem Hintergrund einer sich immer mehr verschärfenden Haushaltslage, langfristig zu sichern und auszubauen ist es geboten, die bisherige Praxis einer Prüfung zu unterziehen. Eine institutionelle Förderung ist in dieser Lage nicht mehr zeitgemäß.
    Vielmehr mĂĽssen Angebote synchronisiert und finanzielle Ressourcen punktgenau und
    bedarfsgerecht finanziert werden. Um langfristig auch die finanziellen Mittel seitens der Stadt zu erhöhen ist es ebenso geboten sicherzustellen, das diese Mittel ausschließlich der Jugendarbeit und Jugendförderung dienen. Nur so ist sichergestellt, das es in der Stadt auch zukünftig eine breite Palette von Angeboten für Kinder und Jugendliche gibt. Da nur ein Teil der Jugendlichen durch die bestehenden Angebote erreicht wird müssen wirr hier auch neue Wege und Methoden finden. Ziel muss es sein, möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Familien staatliche Hilfen und Unterstützung benötigen, braucht es eine zielgerichtete Jugendarbeit und auf die sich veränderten Bedarfe angepasste Angebotsstruktur.